Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!

Jazzmagie im Mozartsaal

12. Februar 2024, von Jens-Ekkehard Bernerth. Fotos: AOF / Salar Baygan

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Wenn die Jazz-Residenz ruft, folgen die ganz großen der Szene: Nach Nils Landgren und Michael Wollny übernahm Star-Trompeter Till Brönner die dritte Ausgabe der Residenz. Im Abschlusskonzert der Zusammenarbeit zwischen dem Programm "Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!" und dem Pegasus-Programm der Alten Oper zeigten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler Ende Januar im Mozartsaal, was sie zusammen mit der Jazz-Größe eingeübt haben. Und das konnte sich hören lassen!

Till Brönner gilt als einer der bekanntesten deutschen Jazz-Musiker und als deutscher Musik-Botschafter im Ausland, der sogar schon im Weißen Haus vorstellig wurde. Für das Abschlusskonzert musste der Wahl-Berliner, der auch in Los Angeles lebt, zwar nur nach Frankfurt reisen. Mit der Alten Oper wartete aber immerhin ein nicht minder edles Gebäude auf Brönner.

Vor Beginn war im Mozartsaal eine gespannte Atmosphäre spürbar, der Saal war lange schon komplett ausverkauft. Als Auftakt spielte die Jugend Jazz Bigband der Musikschule Frankfurt. Sie startete mit "How, how" von Vibration, Till Brönners erster Band. Als der Star von der Seite auf die Bühne kam, um mit der von Dirigentin Johanna angeleiteten Band zu spielen, brandete Applaus auf. Es folgten "Stolen moments" von Oliver Nelson sowie "Condor" von Dave Grusin im HR Bigband-Arrangement, mit der Brönner am Abend zuvor auftrat, angepasst auf die Jugend-Jazz-Bigband.

Mit der Bigband 2 der Helmholtzschule folgte die nächste Kombo, die ihr Können zur Show stellen durften. Das Publikum beklatschte "Killer Joe" von Benny Golson sowie "Spinning Wheel" von David Clayton-Thomas, beide mit Leidenschaft und eindrucksvoll vorgetragen. Tosenden Applaus erntete natürlich jede Solistin und jeder Solist, flankiert vom anerkennenden Nicken oder Lächeln Brönners.

Wie ein Wirbelwind fegte dann die Middle Bigband des Heinrich von Gagern-Gymnasiums über die Bühne. Getragen von der energetischen Lehrkraft Ulrike Wenckebach, die mit Elan und Begeisterung ihre Zöglinge durch Lieder wie "Aqua de beber" von Antônio Carlos Jobim, "Feeling good" von Anthony Newley / Leslie Bricusse sowie dem Klassiker "Watermelon man" von Herbie Hancock lenkte, schwappte die Spielfreude und Begeisterung endgültig in den Saal über. Der Mozartsaal verwandelte sich in einen brodelnden, klatschenden Kessel aus Rhythmus und Melodie, die Jazz-Liebenden im Publikum honorierten die Leistungen mit begeistertem Applaus, was die jungen Musikerinnen und Musikern sichtlich mit Stolz erfüllte.  Erwähnt werden muss, dass Ulrike Wenckebach aufgrund der besonderen Konstellation der Middle-Bigband mit den vielen Streichinstrumenten jedes Arrangement eigenhändig umschreibt. Diese Liebe zum Detail machte sich in der Performance bemerkbar, hier stimmte einfach alles.

Als letzte Kombo enterte Peter Klohmann mit der im Verhältnis kleinsten Kombo, dem siebenköpfigen Frankfurter Schüler-Jazzensemble des Projekts von "Jazz und Improvisierte Musik in die Schule!", die Bühne. Die seit Jahren aufeinander eingespielte Band meisterte ihren Auftritt einmal mehr souverän und mit viel Können. Lampenfieber war bei ihnen nicht zu spüren, selbst wenn die Aufregung für sie und die anderen Musiker laut Brönner an diesem Abend sehr hoch gewesen sein muss: "Am aufregendsten ist es immer noch, vor Mama und Papa zu spielen. " Das Ensemble gab "Nardis" von Miles Davis, die traurig-bedächtige "Eulogy" von Immanuel Wilkens sowie Brönners "Diavolo" zum Besten. Der Saal lief zur Hochform auf und klatschte begeistert mit.

Der letzte Akt gehörte dann dem Superstar. Was damals von Nils Landgren initiiert wurde, der während des finalen Solos während des Spiels seine Posaune zerlegte, und von Pianist Michael Wollny mit Freuden fortgeführt wurde, wurde nun auch Till Brönner zuteil. Mit seinem charakteristischen Sound und seiner beeindruckenden Bühnenpräsenz fesselte er die Aufmerksamkeit des gesamten Saals. Sein Solo, das sich über beeindruckende fünf Minuten erstreckte, war ein wahrer Genuss für die Ohren und zeigte all die Facetten seines Spiels, das ihm eine langjährige und erfolgreiche Karriere beschert hat.

Nachdem er schließlich unter tosendem Applaus und stehenden Ovationen die Bühne verließ, leerte sich der Mozartsaal und entließ seine Protagonisten und Besucher nach knapp 120 Minuten in die Winternacht. Wie schon in den Jahren zuvor war es ein wunderbares Abschlusskonzert der Residenz@School-Reihe. Die gelungene Kombination aus talentierten Nachwuchsmusikern und einem Ausnahmekünstler wie Till Brönner sorgte für einen Abend voller Emotionen, Begeisterung und unvergesslicher musikalischer Momente. Das Till@school Projekt hat einmal mehr bewiesen, wie wichtig es ist, junge Talente zu fördern und die Freude an der Musik mit einem breiten Publikum zu teilen. Man darf gespannt sein, wen die Verantwortlichen des Residenz@School-Programms als nächstes in die Jazzstadt Frankfurt am Main holen werden.