Portrait

Was macht eigentlich...
Norbert Rehner?

24. Februar 2021 von Alexander Jürgs

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Junior-Ingenieur-Akademie, Polytechnik-Preis, Stadtteil-Historiker: Die Wege von Norbert Rehner und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft haben sich schon oft gekreuzt. Ein Porträt.

Auch Norbert Rehner gehört zu jenen, denen die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Zum 150-jährigen Jubiläum der Frankfurter Wöhlerschule, deren Direktor er acht Jahre lang war, hat Rehner gemeinsam mit Martin Hilgenfeld, seinem Vorgänger in diesem Amt, eine Ausstellung auf die Beine gestellt, die tief in die Geschichte der, wie sie sie nennen, "Schule des Bürgersinns" eintaucht. Außerdem ist ein Begleitband zu der Ausstellung entstanden.

Nur eröffnen konnten Rehner und Hilgenfeld ihre Schau nicht, der Ausbruch der Pandemie kam dazwischen. Nun hofft der 74-Jährige, die Ausstellung im kommenden Jahr zeigen zu können. Entstanden ist sie im Rahmen des von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft initiierten Projekts Stadtteil-Historiker. Seit 2007 erforschen Bürgerinnen und Bürger im Rahmen dieses Projekts die Geschichte unterschiedlicher Stadtteile Frankfurts.

Norbert Rehner ist Pensionär, aber trotzdem enorm aktiv. Nicht nur seine Forschungen zur Historie des Gymnasiums Wöhlerschule beschäftigen ihn: In der Flüchtlingsunterkunft am Alten Flughafen in Bonames organisiert er obendrein den Deutschunterricht für die dort lebenden Erwachsenen. Dass er auch nach dem Ende des Berufslebens weiter Verantwortung übernehmen und etwas auf die Beine stellen kann, tue ihm gut, sagt der frühere Schulleiter. Zu seinem Beruf war Rehner über Umwege gekommen, eine klassische Karriere hat er nicht durchlaufen.

Von der Rezeption in die Galley

Angefangen hat sein Berufsleben in Fulda mit einer Ausbildung zum Hotelkaufmann. Später zog es ihn für ein halbes Jahr in ein Hotel in Lugano im Tessin. Auf dem Rückweg von dort in seine Heimat blieb er dann am Frankfurter Hauptbahnhof hängen, den letzten Zug in Richtung Gießen hatte Rehner verpasst. Während er die Nacht am Bahnhof überbrückte, blätterte er in der Zeitung und entdeckte eine Anzeige der Lufthansa, die auf der Suche nach männlichen Flugbegleitern war. Rehner bewarb sich und flog schon wenig später um den ganzen Globus – zunächst zwei Jahre lang als Flugbegleiter, dann zwei weitere zwei Jahre lang als dienstjüngster Kabinenchef. Er mochte das Leben der Stewards, das Unterwegssein, die fernen Länder, die Nächte in Hotels. Doch an einem Abend in Beirut im Jahr 1971 geriet er ins Grübeln. "'Das kann doch nicht alles sein, das kannst du doch nicht noch ein Leben lang so weitermachen'", kam es mir da in den Sinn", erzählt Rehner heute.

Start in ein neues Kapitel

Auf dem dritten Bildungsweg holte er das Abitur nach. Dann studierte er Biologie und Chemie, wurde Lehrer. "Die Begeisterung für die Naturwissenschaften weiterzugeben, das hat mich erfüllt", erinnert er sich. Von 2003 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 war er schließlich Leiter der Wöhlerschule. In dieser Funktion kam Rehner auch erstmals mit der Stiftung in Kontakt. Denn die Wöhlerschule beteiligte sich an der Junior-Ingenieur-Akademie, die 2009 ins Leben gerufen wurde. Das Programm soll helfen, bei Schülern und Schülerinnen frühzeitig das Interesse an einem naturwissenschaftlichen Studium zu wecken. Besucht werden dabei auch Labors der Hochschulen und Betriebe. Die Akademie macht deutlich, wie spannend die praktische Forschungsarbeit eines Naturwissenschaftlers ist.

 

»Die Begeisterung für
die Natur­wissen­schaften
weiterzugeben,
das erfüllt mich.«

 

Norbert Rehner schwärmt von den Projekten, die an seiner früheren Schule in der Junior-Ingenieur-Akademie umgesetzt wurden: vom Bau von Solarfahrzeugen, von der Arbeit mit dem damals noch ganz neuen 3D-Drucker, von den Rennen am Römerberg, bei denen die solarbetriebenen Fahrzeuge zum Einsatz kamen. Eine große Rolle für die Stiftung spielte Rehner später – kurz nachdem er in Rente gegangen war – auch bei den ersten beiden Polytechnik-Preisen, die 2011 und 2013 vergeben wurden. Mit dem mit 70.000 Euro dotierten Preis werden Lehr-LernForscher und Fachdidaktiker geehrt, die in den MINT-Fächern herausragende Unterrichtskonzepte und Lernangebote entwickelt und umgesetzt haben. Rehner kümmerte sich als pädagogischer Berater der Stiftung darum, dass die Preisträgerkonzepte an Frankfurter Pilotschulen umgesetzt wurden, und organisierte dafür unter anderem Fortbildungsveranstaltungen und Austauschtreffen.

Sich zu engagieren, so Rehner, mache ihm bis heute große Freude: "Ich bin immer wieder begeistert davon, mit welchen interessanten und inspirierenden Menschen man durch die Stiftung in Kontakt kommt."